Bibliotheksmenschen vorstellen - Hermann Romer

Im Jubiläumsjahr stellen wir einige «Bibliotheksmenschen» vor, die wir nach verschiedenen Kriterien ausgewählt haben.

Den Start macht Hermann Romer, Winterthurer Bibliotheken, Leitung öffentliches Bibliothekswesen. Das Kriterium zur Auswahl: Mitarbeit im Verwaltungsrat der SBD.bibliotheksservice ag.

Die erste Frage geht jeweils auf das Auswahlkriterium ein – die weiteren Fragen sind in einem ähnlichen Rahmen für alle Interviewpartner dieselben.

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SBD.bibliotheksservice ag

Zähringerstrasse 21 | 3012 Bern

Was motiviert Sie, im Verwaltungsrat der SBD mitzuarbeiten?

In den 8 Jahren, die ich nun Verwaltungsrat bin, durfte ich die SBD als leistungsstarke, kundenorientierte Organisation kennenlernen, die ihren Handlungsspielraum optimal nutzt, den Bibliotheken in der Schweiz einen alltagstauglichen Mehrwert in der Bibliotheksverwaltung zu bieten. Der VR ist das Organ, das diesen Kurs strategisch mitgestaltet, und dieses Mitgestalten ist für mich eine Herausforderung und macht mir auch Spass.


Die Bibliotheken stehen unter Legitimationsdruck, weshalb arbeiten Sie immer noch in einer Bibliothek?

Bibliotheken gibt es seit 2000 Jahren, sie sind ungemein wandlungsfähig. Im Moment erleben wir den Untergang der Ausleihbibliothek des 20. Jahrhunderts. Wir müssen uns wieder einmal neu erfinden. 

Eine Bibliothek führen, heisst heute, eine Position der Bibliotheken im Alltag ihrer Kundinnen und Kunden finden, so dass die angebotenen Dienstleistungen weiterhin gebraucht werden.

Nicht das machen, was wir gerne tun, sondern das entwickeln, was die Menschen für die Gestaltung ihrer Zukunft brauchen – und diese Zukunft ist vermutlich binär und nicht mehr alfa-numerisch codiert. Die Veränderung begleiten, ist das Salz in der Suppe «Bibliothek».


Diesen Wandel zu begleiten – erleben Sie dies als Herausforderung?

Zweifellos! (lacht) Aber diese Herausforderung ist eine lustvolle, nicht eine belastende. Ich liebe Herausforderungen und bin von Natur aus ein «Troubleshooter». Die Aufgaben müssen schon etwas am Adrenalinspiegel zerren, sonst würde mir schnell langweilig. Eine statische Bibliothek wäre nicht mein Ding. Ich bin froh, dass ich in Winterthur in einem sehr lebhaften Betrieb arbeiten darf, der in stetem Wandel begriffen ist und immer versucht, das Optimum für einen bibliothekarischen Mehrwert der Bevölkerung zu finden, sei dies in der Integrationsbibliothek, der Bibliothekspädagogik, im Makerspace oder dem jüngsten Projekt «werkStadt», einer E-Government-Plattform für die Bevölkerung, um dieser einen vereinfachten Zugang zu den E-Government-Angeboten der öffentlichen Verwaltung zu bieten.


Was glauben Sie, welche Fähigkeiten braucht ein Bibliotheksleiter, diesen Wandel voranzubringen?

Primär ist das eine Sache des Mindsets. Will man sehen, dass ein Veränderungszwang besteht oder nicht. Wer diesen nicht sieht, darf gern den Adrenalinspiegel auf Normalmass senken und in seinem Wissensspeicher weiterschlafen. Wer in sich aber die Unruhe spürt, dass hier ganz grundsätzlich an tradierten Legitimationsmustern der öffentlichen Bibliothek gerüttelt wird, sollte schleunigst aufwachen und das Schicksal der Bibliothek in die eigene Hand nehmen. Denn wie sagte Joseph Beuys:

Wir müssen unsere Zukunft selber erfinden, sonst erhalten wir eines Tages eine Zukunft, die wir vielleicht so gar nicht wollen.
Joseph Beuys

Wo man auch immer die Marke der eigenen Bibliothek im 21. Jahrhundert setzt, wichtig ist, dass man eine setzt und nicht, welche man setzt.


Was bewegen Sie heute für Themen, was treibt Sie an?

Wir haben Anfang dieses Jahres den dritten Strategischen Plan aufgelegt: «Customizing the Library». Zu deutsch: «Individualisierten Mehrwert schaffen für die Bevölkerung». Handlungsziele dazu sind eine neue Corporate Communication, eine «Product Scope Strategy» mit einem Scope (Bündel) von zehn relevanten Geschäftsprodukten und der Leitlinie einer Smart Library in a Smart City. Dabei muss man wissen, dass die Stadt Winterthur das «Smart City»-Programm in die Legislaturziele der kommenden vier Jahre aufgenommen hat. Im Zentrum all dieser Aktivitäten steht der Mensch von heute in der heutigen Gesellschaft – das ist das Winterthurer Bibliothekscredo.


Was haben Sie als nächstes geplant? 

Das ist vorgegeben durch den strategischen Plan, es wäre seltsam, wenn es nicht so wäre.

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